In Kooperation mit der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, wird der Wagen über mehrere Semester von den Studierenden des Fachbereichs konserviert und restauriert. In einer kriminalistischen Spurensuche legen Studierende des Schwerpunktes Moderne Materialien und Technisches Kulturgut die objekteigene Geschichte dieses technischen Kleinods frei. Die Kombination von detaillierter historischer Recherche im Umfeld des Wagens sowie die aufwendige Bestandsaufnahme und Auswertung naturwissenschaftlicher Analysen an den Werkstoffen, bringt immer wieder erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Anhand der gewonnen Erkenntnisse über das Material, dessen Verarbeitung und Alterung, erarbeiten die Studierenden ein Konservierungskonzept, erstellen einen Maßnahmenkatalog für die praktische Konservierung/Restaurierung und setzen diesen in ihrer Projektarbeit als Team um.

Der Werbeschriftzug auf den Fahrzeugen der Firma "Wittler" prägte über Jahrzehnte das Stadtbild Berlins. Ähnlich wie der Milchgroßhändler "Bolle" versorgte die in Berlin-Wedding ansässige Bäckerei die schnell wachsende Großstadt seit Ende des 19. Jahrhunderts mit Backwaren und wurde so selbst zur Großbäckerei mit industrieller Produktionsstätte. Mehrere hundert Pferde gehörten zum Fuhrpark, bevor Pferde-Fuhrwerke durch Fahrzeuge mit neuer Antriebsart ersetzt worden sind. Der hier beschriebene Wittler-Brotwagen ist ein elektrisch angetriebener Lieferwagen der Maschinenfabrik Esslingen und Zeugnis dieser in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts eintretenden, technischen Umbruchphase. 1942 gebaut ist der Wagen ein Produkt der Kriegswirtschaft, in der die Einsparung von importierten Rohstoffen essentiell war. Dieses Nutzfahrzeug vergegenwärtigt uns nicht nur die Organisation von Großbetrieben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, es zeigt uns zudem die innovative Technik dieser Zeit sowie die unkonventionelle Bauart eines Fahrzeuges, das speziell für den Zweck des Backwarenvertriebs gebaut worden ist.