Risikoerfassung

Ausgangspunkt für das Notfallkonzept stellt immer die Erfassung und Bewertung der Risikolage dar.

Hierbei wird festgestellt, in welcher Situation (Ist-Zustand) sich die Einrichtung befindet. Nachdem alle Gefahrenpotentiale erfasst wurden, sollten reduzierbare Gefahren behoben werden. Erst danach wird ein Notfallkonzept für solche Gefahren erstellt, die sich nicht beheben lassen. Es ist wichtig, zwischen Notfall und Katastrophe zu unterscheiden.

Notfälle

Zwischenfälle, die durch entsprechende Vorbereitungen unter Kontrolle gebracht werden können, bzw. deren Ausmaß eingrenzbar ist.

Beispiel: Stromausfall, Rohrbruch

Katastrophen

Auswirkungen einer Katastrophe lassen sich nicht eingrenzen, auch sind insbesondere Naturkatastrophen unkontrollierbar und von einer besonders schweren Tragweite.

Beispiel: Erdbeben, Hochwasser, Sturm

Eine Risikoerfassung sollte gestaffelt von außen nach innen erfolgen und möglichst mit Hilfe von Checklisten, wie der HTW Berlin Risikomatrix, durchgeführt werden. Zu untersuchende Bereiche wären:

  1. Standort der Einrichtung
    Befindet sich das Gebäude in der Nähe eines Gewässers?
    Ist das Gebiet durch Erdbeben gefährdet?
    Liegt es in einem Industrieareal?
    Beispiel: 2019, Hochwasser in Venedig
  2. Zustand des Gebäudes
    Handelt es sich bei dem Gebäude um einen Neubau oder Altbau?
    Verfügt es über alte Elektro- oder wasserführende Leitungen?
    Beispiel: 2018, Brand im brasilianischen Nationalmuseum, 90% der Sammlung wurde zerstört
  3. Lage der Ausstellung oder des Depots/Magazins innerhalb des Gebäudes
    Wo genau ist die Ausstellung/das Depot innerhalb des Gebäudes positioniert?
    Wie ist diese/s zu erreichen?
    Welche Transportwege stehen zur Verfügung?
    Beispiel: 2002, Elb-Hochwasser, Kunstwerke mussten vor Fluten aus dem Keller gerettet werden
  4. Art der Lagerung, Verpackung und Präsentation
    Wie werden die Sammlungsgüter gelagert?
    Wie sind sie verpackt?
    Wie werden sie ausgestellt?
  5. Einflussfaktor Mensch
    Welche Gefahren stellen Besucher*innen, das Personal und externe Dienstleister (Reinigungskräfte, Handwerker) dar?
    Beispiel: 2011, Reinigungskraft beseitigt ein Kunstwerk von Beuys
  6. Interne/externe Nutzung
    Gibt es Gefahrenpotentiale, die aus der Nutzung folgen?
    Durch Vereine, Museumspädagogik oder Anwohner*innen?
  7. Komplexe Infrastrukturen
    Können sich Gefahrenpotentiale aus der Infrastruktur ergeben?
    Durch komplexe Architektur, geteilte Liegenschaften?
    Beispiel: Die Architektur des Jüdisches Museums Berlin
  8. Inhalte und Themen der Sammlung
    Gibt es Gefahrenpotentiale, die aufgrund der Inhalte der Sammlung und ihrer Themen vorliegen? Volumina, Dimension der Objekte, Politik, Religion und Gefahrenstoffe?
    Beispiel: 2004, Angriff auf die Sammlung Hamburger Bahnhof, SMB