Digitale Filmrestaurierung im DIAMANT-SYSTEM
Im Rahmen eine Projekts hatten wir Gelegenheit zur Erprobung und Evaluierung der digitalen Filmrestaurierungs-Software DIAMANT in Kooperation mit der Herstellerfirma HS-Art in Graz. Die Evaluierung des Programms fand in der Weise statt, dass Studierende an Testsequenzen mit typischen Filmschäden arbeiteten, um die Korrekturmöglichkeiten und die intuitive Bedienbarkeit zu erproben Die Testläufe wurden in Erfassungsbögen dokumentiert, die Bearbeitungszeiten, Rechenzeiten und die genaue Abfolge der Anwendungen der einzelnen Restaurierungsmodule und deren Parameter festhalten. Zusätzliche Fragebögen erfassten darüber hinaus auch die Verständlichkeit des workflows und der Bedienung des Programms. Die Testläufe ergaben eine gute Funktionalität des Programms, das einen großen Teil der üblichen Filmschäden bei sorgfältiger Wahl der Parameter zuverlässig korrigiert. Im Fall von nicht zufrieden stellenden Ergebnissen wurde nach den Gründen für das Versagen der verwendeten Module gesucht und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Zwar ist DIAMANT auf die überwiegend automatisierte Bearbeitungsweise der Film- und Fernsehindustrie zugeschnitten, die keine archivfesten, artefaktfreien Ergebnisse benötigt und hervorbringt, kann aber bei größerer zeitlicher Investition in die Einstellungen der Parameter und manueller Nachkorrektur auch Ergebnisse bringen, die den einer professionellen Restaurierung gemäßen ethischen Ansprüchen standhält. Diese verlangen vor allem eine Transparenz und Dokumentation der Bearbeitung und keine über die Korrektur hinausgehenden Veränderungen an den Filmbildern durch sichtbare Artefakte als Nebenwirkungen der Bearbeitung.
Die intensive Beschäftigung mit allen Funktionalitäten führte zu einer Fülle von Hinweisen für Verbesserungen des Designs einzelner Module oder Arbeitsabläufe. Diese werden von HS-Art nun ausgewertet und, soweit möglich, in der kommenden Version 2.0 des Programms berücksichtigt. Sehr deutlich wurde, dass mehr Augenmerk auf die Hilfefunktionen innerhalb des Programms selbst, aber auch auf die saubere Dokumentation aller Funktionen in den gedruckten Begleitmaterialien und im mitgelieferten Tutorial gelegt werden muss. Auch für die Verbesserungen dieser Materialien liefern unsere Tests eine Fülle von Hinweisen. Das Programm DIAMANT, das inzwischen weltweit in ca. 50 Studios, Kopierwerken und Filmarchiven eingesetzt wird, beginnt Dank seines günstigen Preis-Leistungsverhältnisses ein Standardprogramm für digitale Bildbearbeitung zur Fehlerkorrektur zu werden. Die Möglichkeit, es im Rahmen dieses Forschungsprojektes kennen zu lernen gab den Studierenden einen wichtigen Einblick in ihr künftiges Arbeitsfeld. Die Tatsache, dass uns zur Zeit mit DIAMANT ein Werkzeug zur digitalen Laufbildbearbeitung zur Verfügung steht, führte noch im Verlauf des Forschungsprojekts zu einer Kooperation mit der Internationalen Hanns-Eisler-Stiftung, die für eine DVD-Edition der Filmmusiken von Hanns Eisler einen Partner suchte, der eine Bildbearbeitung nach kritisch-editorischen Maßstäben durchführen konnte und diesen in uns fand. Die restauratorische Beratung bei der Bearbeitung des Films WHITE FLOOD wurde von Julia Wallmüller übernommen.