Römische Glasfunde des Gräberfeldes Krefeld-Gellep
Die Restaurierung von Objekten aus Glas stellt die Studierenden vor eine besonders spannende Herausforderung: Die kleinteilig zerscherbten Gefäße aus meist nur 1 - 2 mm dünnem Glas verlangen bei der Bearbeitung besonders geschickte Hände und ein Höchstmaß an Geduld. Das Gräberfeld Gellep mit römischen und fränkischen Grabstätten in der Nähe des heutigen Krefeld (Nordrhein-Westfalen) wurde bereits 1938 entdeckt und über mehr als 50 Jahre systematisch ausgegraben. Es ist mit rund 6500 Bestattungen das größte erforschte Gräberfeld nördlich der Alpen.
Die Gräber waren reich mit Beigaben wie Keramiken verschiedener Art, Gläsern, Holz- und Metallgefäßen, Fibeln, Schmuck, Waffen, Werkzeugen und Münzen ausgestattet. Der leichte Gelleper Sandboden begünstigte die ungewöhnlich gute Erhaltung der ca. 2000 Jahre alten Glasgefäße. Viele der Gläser wurden damals kurz nach der Freilegung provisorisch geklebt und kamen in das Depot des Museums Burg Linn. Seit mehreren Jahren übernimmt der Studiengang die (Neu-)Restaurierung dieser Funde. Aufgabe der Studierenden ist es, das ihnen anvertraute Glasobjekt zunächst formal zu beschreiben sowie Fundumstände und den Erhaltungszustand zeichnerisch, fotografisch und schriftlich zu dokumentieren. Nach der naturwissenschaftlichen Analyse der (Alt-)Klebstoffe, Auflagerungen und Verunreinigungen sowie der Durchführung von Lösemitteltests wird ein Restaurierungskonzept erstellt. Dieses theoretische Konzept beinhaltet Überlegungen zur Erhaltung respektive Wiederherstellung der Aussagekraft des Objekts. Erst nach diesen Arbeitsschritten erfolgt die Planung der praktischen Maßnahmen und die direkte Bearbeitung des Materials. Die Oberfläche der Gefäße wird gegebenenfalls gereinigt, Altrestaurierungen werden entfernt und die Scherben mit viel Fingerspitzengefühl und Puzzlegeduld neu zusammengesetzt.