Fränkische Glasfunde aus Büttelborn-Hessen
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen führte im Zuge bauvorbereitender Maßnahmen im Zeitraum von 1998 bis 2013 Grabungen auf dem fränkischen Reihengräberfeld Büttelborn, Kreis Groß-Gerau durch. Das Gräberfeld liegt 650m südwestlich des historischen Ortskerns von Büttelborn und umfasst bis zu 450 dokumentierte Grablegungen, teils historisch geplündert, mit unterschiedlichsten Ausstattungen [1]. Im Zuge der Grabung wurden auch zahlreiche Glasfunde geborgen, diese repräsentieren sehr anschaulich, die Vielfalt der Alltagsgegenstände aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr., so befanden sich Sturzbecher, Glockenbecher und Tummler unter den Funden.
Ein Teil der Glasfunde wurde zur Bearbeitung an den Studiengang Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik der HTW Berlin übergeben. Darunter drei en bloc geborgene, sowie drei bereits während der Grabung entnommene und erstversorgte Scherbenverbände. Zielstellung der konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen war vor allem, den denkmalpflegerischen Erhalt zu sichern und hierdurch die inhaltliche Erschließung von Form, Dimension und Oberflächengestaltung sowie eine zukünftig objektschonende Handhabung zu ermöglichen.
Der Großteil der Gläser befindet sich, auf Grund der vorteilhaften Bodenparameter, in gutem Erhaltungszustand. Jedoch fällt auf, dass große Unterschiede des Erhaltungszustandes zwischen den en bloc und den während der Grabung entnommenen Gläsern vorliegen. Während die blockgeborgenen Gläser zunächst freigelegt, dokumentiert und aus dem Sediment entnommen werden und hierbei auffällige Abbaugrade der Oberflächen sichtbar werden, sind die im Feld geborgenen Gläser bereits gereinigt und zeichnen sich teils durch einen großflächigen Verlust der Oberflächenkorrosion aus – die jedoch objektimmanent und zu erhalten ist. In beiden Fällen erfolgte die Reinigung der Gläser mit einem Ethylalkohol-Wasser-Gemisch (70/30), teils begleitet von sichernden Maßnahmen an den sich lösenden Irisschichten mittels niedrig viskos in Ethylalkohol gelöster Ethylmethacrylat-Copolymere. Der Schwerpunkt der restauratorischen Maßnahmen lag in allen Fällen auf der Formerschließung durch Klebungen im Aufbauverfahren mit polymeren Acrylaten. Um ein entsprechendes Klebstoffsystem zu ermitteln, entstanden im Vorfeld umfangreiche Probereihen.
Im Zuge der Bearbeitung und durch weiterführende naturwissenschaftliche Untersuchungen können Spuren der Herstellung sowie die Glasqualität erschlossen werden. Durch diese Informationen lassen sich auch stark fragmentierte archäologische Gläser noch typologisch einordnen. Mit der mikroskopischen Betrachtung werden beispielsweise Oberflächenstrukturen, wie die als irisierend-blättrige Schicht sichtbare, stark abgebaute originale Oberfläche konkretisiert. Die Röntgenfluoreszenzanalyse hingegen, veranschaulicht die Zusammensetzung und Verteilung der Elemente in der Glasmasse.
Durch die vorhergegangenen Analysen und Betrachtungen konnte ein adäquates Restaurierungs- und Konservierungskonzept für die fränkischen Glasfunde formuliert werden. Für die Rückführung der Objekte in das Landesamt für Denkmalpflege Hessen ist eine objektgerechte Verpackung unabdingbar. Diese muss stoßfest und feuchtigkeitspuffernd sein, so dass ein sicherer Transport gewährleistet ist. Im Landesdenkmalamt müssen die bearbeiteten Gläser für eine langfristige Lagerung in ein neues Verpackungssystem, das u.a. Schutz vor Sauerstoff-, Feuchtigkeits- und Emissionseintritt bietet, umgelagert werden.
Quellen:
[1] Grabungsdokumentation Landesamt für Denkmalpflege Hessen – Außenstelle Darmstadt, LfD AD EV 1998