Bronzezeitliche Beinbergen aus Mecklenburg-Vorpommern
Im Rahmen der Kooperation zwischen der HTW Berlin und dem MLM Mecklenburg-Vorpommern wurden vier fragmentarisch vorliegende Beinbergen naturwissenschaftlich untersucht und konservatorisch-restauratorisch bearbeitet.
Da es sich bei den Objekten um Lesefunde handelte, waren weder der genaue Fundort noch die Fund- und Bearbeitungsgeschichte, bzw. der archäologische Kontext der Funde bekannt. Dennoch konnten sie als bronzezeitlicher Schmuck identifiziert werden, da vergleichbare Objekte, wie aus Neu Teterin [1] und aus Thürkow, vorliegen. Diese weisen darauf hin, dass derartiger bronzezeitlicher Schmuck typisch für die nordöstliche Region Deutschlands ist und zwischen 1500 und 1200 v. Chr. datiert wird.
Das Ziel der Maßnahmen bestand darin, die Objekte zu dokumentieren, Hinweise auf ihren Fundkontext zu finden, sowie das konservatorisch-restauratorische Arbeitskonzept zu erstellen bzw. die entsprechenden Maßnahmen durchzuführen.
Beispielhaft wird das Fragment einer größeren Beinberge beschrieben. Das Objekt befand sich beim Eingang in einem guten Zustand. Lediglich die Oberfläche war durch Lochkorrosion und andere Chlorid- und Carbonatverbindungen, sowie durch Oxide und Sulfide stark korrodiert. Wie die Röntgenaufnahmen zeigen wies es jedoch einen stabilen Metallkern auf.
Neben optischen Untersuchungen (Mikroskopie), die es ermöglichten die Korrosionsarten und verschiedenen Nutzungsspuren zu dokumentieren, wurde auch instrumentelle Analytik durchgeführt. Hierbei gelang speziell durch die Röntgenfluoreszenzanalyse eine Identifizierung von Legierungsbestandteilen, u.a. Kupfer, Zinn und als spezieller Zusatz Arsen, was darauf hinweist, dass es sich um ein bronzezeitliches Objekt handelt. Weiterhin konnten Blei und Quecksilber nachgewiesen werden, sodass für die Bearbeitung Schutzmaßnahmen durchgeführt werden mussten.
Für das Restaurierungskonzept wurde eine Probereihe zur Reinigung und Freilegung durchgeführt. Hierbei sollten vor allem aktive Korrosionsprodukte, wie Chlorid- und Schwefelverbindungen entfernen werden, um weitere aggressive Korrosion zu verhindern. Letztlich wurden die Maßnahmen mit Skalpell und Ultraschallfeinmeißel ausgeführt. Durch die Bearbeitung wurden nicht nur aktive Korrosionsprodukte entfernt, sie ermöglicht auch eine genauere Erfassung des Objektes. So ist beispielsweise der Rillendekor auf der Vorderseite des Beinbergenfragmentes nun deutlich erkennbar.
Nach der Freilegung ist es wichtig, erneute Korrosionsprozesse durch präventive Maßnahmen zu verhindern und zu minimieren. Für die langfristige Lagerung und den Transport wird das Objekt in PE-Schaum und Seidenpapier eingebettet und vor starken Klimaschwankungen mittels einer stabilen PE-Box und Silikagel Feuchtigkeit geschützt.
Bein- und Handbergen stellen den typischen Schmuck der Bronzezeit zwischen 1500 bis 1200 von Chr. dar. Es liegen viele Variationen dieses Schmucks vor, da er neben unterschiedlichen Verwendungszwecken auch regionale oder zeitgebundene Ausprägungen aufweist.
Bei dem beschriebenen Objekt handelt es sich offensichtlich um ein alltägliches Schmuckstück aus der Bronzezeit, das nun wieder deutlich als solches erkennbar ist.
[1] http://www.kulturwerte-mv.de/cms2/LAKD1_prod/LAKD1/de/Landesarchaeologie/_Service/Bisherige_Funde_des_Monats/2010/09_-_Eins_gesucht,_zwei_gefunden_Kurioser_Schmuckfund_aus_der_Bronzezeit/index.jsp (abgerufen 1. Juli 2016)