Barocke Särge vom Schloßplatz Berlin
Fundzusammenhang und Bergung der Särge
Das Landesdenkmalamt (LDA) Berlin führte von Mitte 2008 bis Mitte 2009 den ersten von zwei Grabungsabschnitten auf dem Schlossplatz in Berlin/Mitte durch. Gegenstand der Untersuchungen war das Areal des ehemaligen Dominikanerklosters, welches im 13. Jahrhundert gegründet und nach dessen Auflösung 1536 von den Hohenzollern als Domstift mit Domkirche weitergenutzt wurde. Von Bedeutung ist dabei die Nutzung der Kirche als Begräbnisstätte von adligen Cöllner Familien und Hohenzollern in Form von Gruftbestattungen. Die Kirche gliederte sich direkt an das im 17. Jahrhundert von Andreas Schlüter erbaute Stadtschloss an, jedoch war die Bausubstanz inzwischen in so schlechtem Zustand, dass 1747 der Abriss vorgenommen wurde. Zur gleichen Zeit beginnt man am Lustgarten mit einem Neubau, heute bekannt als der „Berliner Dom“. Einige kurfürstliche Särge werden noch in diesen Neubau überführt. Die alten Grüfte werden mit dem Schutt der Kirche verschüttet.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass bei der Grabung des LDA, Ende 2008, im Klosterhof nördlich des Kirchenbaus eine bis dahin ungestörte Gruft entdeckt wird. Die Untersuchung der Gruft legt insgesamt 18 Bestattungen von 6 Erwachsenen und 12 Kindern frei.
Anfang April 2009 können vier der Särge als Block geborgen und an die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) transportiert werden. Hier werden sie als laufendes Projekt über mehrere Semester von Studenten des Studienschwerpunkts Konservierung und Restaurierung von Archäologisch-Historischem Kulturgut freigelegt, konserviert und restauriert
Rückblick auf das Symposium »Adel verpflichtet«
Am 25. & 26. November 2011 fand an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Studiengang Konservierung und Restaurierung / Grabungstechnik das Symposium ADEL VERPFLICHTET - Ergebnisse zur Ausgrabung und Restaurierung der Barocksärge vom Schlossplatz Berlin-Mitte statt. Als Schirmherr konnte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit gewonnen werden.
Die Veranstaltung stellte den Abschluss des dreijährigen Kooperationsprojektes zwischen dem Landesdenkmalamt Berlin, dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der SMB sowie der Hochschule dar. Anlass zur Forschung gaben die im Frühjahr 2009 im Blockverfahren geborgenen und an den Studiengang verbrachten drei Kindersärge aus Holz sowie der große Blei-Zinn Sarkophag des Konrad von Burgsdorff. Die Funde waren in den Jahren 2009-2011 von den Studierenden umfangreich dokumentiert und untersucht, konserviert und restauriert worden.
Das Symposium bot die Möglichkeit, sowohl die während der Projektzeit und an den Fragestellungen der Objekte erarbeiteten konservierungswissenschaftlichen Bachelor- und Masterarbeiten vorzustellen, als auch die übergreifenden Forschungen zum archäologischen Kontext und zur Kulturgeschichte der barocken Särge zu diskutieren.
Rückblickend äußerten sowohl die TeilnehmerInnen als auch das Veranstaltungsteam große Zufriedenheit über den Verlauf des Symposiums. Die regen und anspruchsvollen Diskussionen innerhalb der Themenkomplexe und in den Veranstaltungspausen sorgten für eine angenehme Atmosphäre und schufen die Möglichkeit, aktuelle und zukünftige Projekte zu diskutieren.
Ein besonderer Dank des Veranstaltungsteams geht an die unterstützenden Lehrenden, u. a. Alexandra Jeberien, HTW Berlin und Lorenz Pöllmann, Europa Universität Viadrina Frankfurt-Oder. Die Veröffentlichung eines Forschungsbands mit den Ergebnissen ist für Februar 2012 geplant.