Antiker Aryballos der Staatlichen Kunstsammlung Dresden
Der Aryballos aus dem 5. Jh. v. Chr. gehört seit dem 19. Jahrhundert zu den Staatlichen Kunstsammlung Dresden, seine Provenienz ist unbekannt. Das Gefäß hat einen kugelförmigen Körper mit einer tüllenförmigen Öffnung, angesetzten Ösenhenkeln sowie vertikalen Rippen auf Bauchhöhe. Ausgangsmaterial ist ein halbtransparentes blaues Grundglas sowie opak gelbe und türkisene Fäden als Zierelemente. Das Objekt befindet sich in einem insgesamt stabilen Zustand. Die Glasoberfläche zeigt nur eine leichte Trübung und ist partiell von Lochkorrosion betroffen. Allerdings ist das Gefäß in zehn Fragmente zerscherbt und wurde daher zu einem unbekannten Zeitpunkt mit verschiedenen Klebstoffen gefügt.
Am Gefäß sind einige Hinweise auf die Herstellungstechniken sichtbar. Der Aryballos wurde vermutlich mit dem Spulverfahren als Sandkern-Gefäß hergestellt. Dabei wird ein heißer Glasfaden um einen Kern aus Sand, Lehm und organischen Bestandteilen gewickelt. Weitere aufgesetzte und andersfarbige Glasfäden können anschließend mit einem Stab zu einem Muster gezogen werden. Nach dem Erkalten des Glases wird der Sandkern herausgekratzt.
Die Konservierung-Restaurierung hatte das Ziel, das Objekt für die Forschung lesbar und handhabbar zu machen, das Objekt umfassend zu dokumentieren, sowie einen langfristigen Erhalt zu gewährleisten. Da die früheren Klebungen nicht dokumentiert sind, wurden zunächst möglichst viele Informationen über die Materialien gesammelt. Mit Hilfe der Mikroskopie konnten der Zustand des Glases und der Altklebungen dokumentiert und abgebildet werden. Auch die Betrachtung unter UV-Licht lieferte Hinweise auf die verwendeten historischen Klebstoffe. Des Weiteren wurden Löslichkeitsproben und mikrochemische Nachweise genutzt, um die verwendeten Materialien weiter einzugrenzen.
Dabei ließen sich drei verschiedene Klebemittel feststellen. Eine auf der Gefäßinnenseite anhaftender braune Substanz (KS 1) fluoreszierte deutlich grün. Ein ebenfalls die Innenseite des Gefäßes großflächig bedeckender rötlichbrauner und spröder Stoff (KS 2) zeigte hingegen eine stark orange leuchtende, für Schellack charakteristische, Fluoreszenz. Ein dritter weißlich transparenter Klebstoff (KS 3), vorrangig auf den Bruchflächen aufgetragen, wies eine leicht bläulich weiße Fluoreszenz auf.
Für die anschließende Abnahme der Klebstoffe und die Reinigung des Gefäßes wurden Probereihen angelegt, bei denen Methoden wie Feucht- und Trockenreinigung, sowie verschiedene Werkzeuge und Lösemittel getestet wurden. Als am effektivsten erwies sich die feuchte Reinigung mit einem per Wattestäbchen aufgetragenen Ethanol-Wasser-Gemisch (1:1). Hierdurch konnte die Oberfläche von Stäuben, Sedimentanhaftungen und leichten Klebstoffrückständen befreit werden. Größere Klebstoffanhaftungen wurden mit einer Kompresse und dem jeweiligen Lösemittel angeweicht und mit einer Stachelschweinborste abgenommen. Nach dem Lösen aller Klebungen sowie dem Reinigen von Oberflächen und Bruchkanten lag das Gefäß im Scherbennetz vor.
Für das erneute Fügen wurde ein geeigneter Klebstoff ermittelt, der für das vorliegende Objekt geeignet ist, u.a. durch Zugtests. Schließlich wurden die Scherben mittels Paraloid B72 zu 20% in Aceton als Aufbauklebung gefügt.
Neben der restauratorischen Arbeit am Objekt ist für den langfristigen Erhalt auch der Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, wie hohen Temperaturen, schwankender Luftfeuchtigkeit, starker UV-Strahlung sowie Luftschadstoffen zu achten. Entsprechend wurde eine schützende Verpackung aus inerten Materialien konzipiert, die den Aryballos während des Transports und der Lagerung schützen soll.