Material – Beziehung – Geschlecht. Artefakte aus den KZ Ravensbrück und Sachsenhausen

Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Forschungsprojekt, gefördert von der VolkswagenStiftung in der Initiative „Forschung in Museen“.
Projektlaufzeit: 1. Februar 2017 – 31. Januar 2020


Die zunehmende Relevanz visueller und materieller Zeugnisse für die Historiographie der NS-Konzentrationslager und ihre zukünftige Bedeutung in der historisch-politischen Bildungsarbeit begründen den Ausgangspunkt dieses Forschungsprojekts. Über 900 Artefakte, darunter Zigarettenspitzen, Miniaturen aus Zahnbürstenstielen, illustrierte Adress- und Notizbücher sowie bestickte Tücher sind in den Depots der Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen erfasst.
Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen diese Objekte systematisch und vergleichend untersucht werden. Es wird nach der Herstellungsweise, nach den Bedeutungen, den sozial-kulturellen Funktionen wie auch nach den Nachnutzungen und Sammlungsgeschichten der Artefakte gefragt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der agency, im Sinne sozialen Handelns unter Gewalt und Zwangsbedingungen unter Berücksichtigung der mehrfach relationalen Kategorie Geschlecht.

In Teilprojekten werden die Artefakte erstens hinsichtlich ihrer Motivik und Ikonografie sowie der Biografien von Produzent_innen und Sammler_innen befragt, zweitens werden die mit den Artefakten verknüpften sozialen Beziehungen und Netzwerke im Lager analysiert und drittens steht die Charakterisierung der verwendeten Materialien und ihre Provenienz sowie die Herstellungstechnik im Fokus. Zudem sollen in Lehrprojekten konservatorische Konzepte für unterschiedliche Materialgruppen entwickelt werden.

Mit der Verschränkung von kulturwissenschaftlichen, material- und technikgeschichtlichen wie auch konservatorischen Forschungsperspektiven nimmt das Kooperationsprojekt der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft die materiellen Zeugnisse aus den Konzentrationslagern in ihrer Vielschichtigkeit in den Blick und trägt so zur interdisziplinären Forschungsdebatte um Zeugenschaft und Zeugnisse der NS-Verfolgten bei.
Als Ergebnisse des Projekts sind vorgesehen: zwei Monographien, ein interdisziplinärer Workshop und eine internationale Tagung sowie eine Online-Datenbank und die Erarbeitung einer Konzeption für die Präsentation der Objekte und Arbeitsergebnisse in einer Ausstellung. Zudem erfolgt eine kooperative Promotion der HTW durch Dipl.-Rest. Maja Ossig.

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