Lehrgrabung Gädebehn - Den ersten Steinzeit-Bauern auf der Spur
Vom 30.04. - 11.05.2012 wurde von den Studierenden des Studienschwerpunktes Grabungstechnik-Feldarchäologie ein Erdwerk bei Gädebehn (nahe Schwerin) im Rahmen der Lehrgrabung sondiert. Das Projekt fand in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) statt und war Teil des DFG Schwerpunktprogramms 1400, welches die Entstehung und Entwicklung neolithischer Großbauten in Mitteleuropa betrachtet. Geleitet wird dieses Projekt von Dr. Friedrich Lüth vom DAI Berlin. Die feldarchäologisch-grabungstechnische Organisation oblag dem 4. Semester. Unterstützt wurde es vom 2. und 6. Semester GT-FA sowie von den Restaurierungsstudenten des 4. Semesters.
Die Grabenanlage von Gädebehn wurde im Frühjahr 2011 im Zuge systematischer Befliegungen durch den Luftbildarchäologen Otto Braasch entdeckt. In Vorbereitung der archäologischen Sondierungen wurde das Areal großflächig mittels geomagnetischer Prospektion durch das DAI untersucht. Die Ergebnisse der Geomagnetik zeigen ein einfaches Grabenwerk mit ca. 230 m Durchmesser. Das Messbild diente als Grundlage für die Schnittplanung.
Im Rahmen der HTW-Grabung wurden insgesamt 4 Schnitte mit einer Gesamtfläche von 256 m² angelegt. Das Ziel war es, eine Torsituation exemplarisch freizulegen, Strukturen im Innen- und Außenbereich zu verifizieren und Datierungsansätze zu finden. Da der Grabenbefund im 1. Planum zunächst nicht sichtbar war, entschied man sich für das Graben nach Planquadraten mit konsequenter Einzelfundeinmessung und Sieben des Sediments. Im 2. Planum zeichnete sich der Grabenverlauf dann klar als bräunliche Verfärbung ab. Es wurden über 1.400 Einzelfunde erfasst. Das Fundmaterial ist überwiegend neolithisch einzuordnen und besteht hauptsächlich aus Silexfunden, darunter mehrere Pfeilspitzen. In der Grabenverfüllung fanden sich wenige Keramikscherben neolithischen Charakters. Auf der Grabensohle konnte zudem eine Holzkohleprobe für die Datierung geborgen werden. Im Innern des Erdwerks wurde eine Grube freigelegt, die Trichterbecherkeramik des nordischen Frühneolithikums enthielt. Sie dürfte zeitlich parallel mit dem Graben angelegt worden sein.
Parallel zur Ausgrabung wurde eine topografische Geländeaufnahme der näheren Umgebung vorgenommen. Mit Tachymetern und DGPS konnten mehr als 10.000 Messpunkte erfasst werden, die als Grundlage für ein Höhenmodell dienen. Auf dieser Basis lässt sich der Einfluss von intensivem Ackerbau und Bodenerosion abschätzen. Bemerkenswert ist die Lage des Grabenwerks an der steilen Abbruchkante zur Warnow-Niederung. Welche Funktion diese Anlage hatte und in welcher Beziehung sie zu anderen Grabenwerken der Region stand, wird sich nur mit weiteren Untersuchungen klären lassen.
Die HTW Berlin bedankt sich für die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut.