Kompositobjekte der Neuzeit aus Unterfranken

Das 6. Semester des Studienschwerpunktes Archäologisch-Historisches Kulturgut bearbeitete im Sommersemester 2015 vorrangig archäologische Kompositobjekte. Darunter befanden sich auch Funde, die das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zur Bearbeitung an die HTW übergab. Die Objekte konnten im Rahmen der grundlegenden Umgestaltung des Kirchplatzes um die St. Andreas Kirche in Karlstadt, im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart, in den Jahren 2008-2009 geborgen werden. Bei der bauvorbereitenden Ausgrabung des Kirchplatzes wurde ein mittelalterlicher bis frühneuzeitlicher Friedhof ausgegraben, untersucht und dokumentiert.

Die Objekte aus Karlstadt umfassen vornehmlich christlichen Schmuck, der den Verstorbenen beigegeben wurde. Hierbei handelt es sich unter anderem um einen Kreuzanhänger aus Messing mit Holzeinlage, um eine Rosenkranzkette sowie um einen messingummantelten Glasanhänger mit bedruckter Papiereinlage. Letzterer verbildlicht in gutem Erhaltungszustand einen Typus des Christus an der Geißelsäule.

Beide Objekte wiesen eine organische und eine anorganische Komponente auf. Während der Konservierung musste daher beiden Materialkomponenten nachgekommen werden und wurden Wechselwirkungen der verschiedenen Materialien vordergründig untersucht und dokumentiert.

Ziel der Maßnahmen war die Konservierung der Objekte. Korrosionsfaktoren sollten durch eine Freilegung minimiert und somit die Nachkorrosion gestoppt werden. Ferner musste durch die Bearbeitung der Objekte eine Sicherung der einzelnen Komponenten erreicht werden. Mit der Konservierung und Restaurierung wurde zusätzlich eine vollständige Lesbarkeit der Profile, materialspezifischen Charakteristika und Herstellungsspuren angestrebt. Beide Objekte sollen nach der Bearbeitung der Öffentlichkeit in Form einer Ausstellung zugänglich gemacht werden. Aus diesem Grunde wurden vor allem Form und Lesbarkeit der Bodenfunde ästhetisch generiert, um sie für die Vermittlung und Präsentation nutzbar zu machen. Ein adäquates Montagekonzept wurde daher ebenfalls geplant.

Der Erhaltungszustand erwies sich bei beiden Objekten, aufgrund der vorteilhaften Bodenparameter in Karlstadt, als ungewöhnlich gut. Die Röntgenbilder zeigen nur feine Risse, minimale Fehlstellen und den meist gut erhaltenen Metallkern des Rahmens. Mithilfe der Zustandskartierungen konnten die verschiedenen Materialien und ihre Korrosionsarten noch deutlicher voneinander unterschieden werden. Auf den Oberflächen der Objekte haftete partiell aufliegendes Sediment, unterhalb fanden sich dünne chlorid- und carbonathaltige Schichten - die für Kupferlegierungen typischen Korrosionsprodukte.

Das Restaurierungskonzept wurde durch die Studierenden mittels genauer Dokumentation des Zustandes, sich anschließenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen, materialspezifischer Recherche und durchgeführter Probereihen individuell an die einzelnen Objekte angepasst. Die genauen Zusammensetzungen der Komponenten wurden hierfür teilweise mithilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse ermittelt. Angepasste Freilegungsmethoden sowie reversible und alterungsbeständige Klebe- und Festigungssysteme konnten ermittelt und auf die Bedürfnisse der Materialien und Oberflächen abgestimmt werden.

Nach erfolgten Maßnahmen wurde für beide Objekte ein adäquates Verpackungssystem aus inerten Materialien konzipiert, das erneute Korrosion verhindern soll. Vor allem für die Rückführung in das Depot des Bayrischen Landesamtes für Denkmalpflege werden die Objekte sicher und stoßfest verpackt.