Eisenzeitliche Urnen aus dem Pastitzer Forst, Rügen

Im Rahmen einer Forschungsgrabung des Deutschen Archäologischen Instituts sowie des Archäologischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern (ALM) wurde im Jahr 2015 im Pastitzer Forst auf Rügen ein bronzezeitliches Hügelgrab archäologisch untersucht. Dabei kamen unter anderem drei eisenzeitliche Urnen zum Vorschein, welche als Nachbestattungen anzusprechen sind und alle in eine Steinpackung gebettet waren. Nach der in-situ Dokumentation wurden sie mittels PE-Folie im Block geborgen und in diesem Zustand zur Bearbeitung an die HTW Berlin transportiert. Zusätzlich wurde Keramik und Leichenbrand aus der umgebenden Steinpackung separat eingetütet und ebenfalls übergeben. Anhand Urne 267 werden beispielhaft die restauratorisch-konservatorischen Maßnahmen beschrieben.
Die Bearbeitung der Urne dient dem Erhalt des Objektes sowie der Informationsgewinnung und damit einer erhöhten Lesbarkeit des Objektes.
Um etwaige Beigaben aus Metall erkenntlich zu machen, wurde der Block zuerst geröntgt. Hierbei konnten keine Beigaben erkannt werden, was sich im Zuge der weiteren Maßnahmen als richtig erwies. Stattdessen erkennt man die Lage der noch aufliegenden Steine.
Um die Bearbeitung der Keramik zu ermöglichen, wurde sie Schritt für Schritt aus dem Block geborgen. Hierfür wurden Plana angelegt und die Inhalte der Urne, wie Sediment, Steine und Leichenbrand in 1,5 cm Schichten abgetragen. Jedes Planum wurde zeichnerisch sowie photographisch erfasst, um die Informationen zu sichern. Anhand des Leichenbrandes und mit Hilfe der Anthropologin Frau Dr. Jungklaus wurde festgestellt, dass in dieser Urne eine männliche Person um die 40 Jahre, die womöglich an einer Krankheit litt, bestattet wurde.
Nach der Freilegung der Keramik wurde diese in zwei Scherbennetze ausgelegt – eines für die obere und eines für die untere Hälfte des Gefäßes, um das spätere Zuordnen der Fragmente zu erleichtern. Eine mikroskopische Untersuchung ermöglicht die Zustandskartierung, welche die Basis der Maßnahmenplanung darstellt.
Anschließend wurde die Keramik mittels Luftdruck und Ziegenhaarpinsel sowie an den Bruchkanten mit Holzstäbchen gereinigt. Jedoch war an den Innenseiten durch starkes Wurzelwachstum teils der Schlicker abgesprengt, so dass hier mit 12%igem Copolymer Ethylmethacrylat (PEMA) gefestigt wurde.
Um die Lesbarkeit des Objektes zu erhöhen wurde das Gefäß wieder aufgebaut. Auch hierfür konnte PEMA, 40% verwendet werden. Damit die Scherben während der Klebung und Trocknung sicher stehen, wurden sie in ein Bad aus PP-Kugeln gestellt und zusätzlicher Druck mittels Mullbinden und Klammern hergestellt. Der Gefäßaufbau erfolgte von unten nach oben, um den Versatz möglichst gering zu halten.
Da sich vor allem im oberen Bereich Lücken im Gefäßaufbau ergaben, wies die Hals-und Randpartie des Gefäßes einen zu geringen Halt für eine Klebung auf. Zur Erschließung der Gesamtform/ -dimension wurde eine Ergänzung mit eingefärbtem Alabastergips hergestellt. Diese gewährleistet den sicheren Stand der oberen Scherben. Um die Ergänzung optisch zurücktreten zu lassen, wurde sie abschließend mit Aquarellfarben retuschiert.
Mit dem Bau einer geeigneten Transportverpackung wurde die Restaurierung abgeschlossen und das Objekt an das ALM zurückgegeben.