Bronzezeitliche Gewandnadel vom Gräberfeld Barby, Sachsen-Anhalt

Anlass der von Juni bis August 2016 vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt durchgeführten Grabung war die Erweiterung des Kiessandtagebaus westlich der Landstraße K1754 zwischen Barby und Pömmelte, Salzlandkreis. Das Gebiet ist als Auenlandschaft zu beschreiben und liegt zwischen dem Zusammenfluss von Elbe und Saale. Es ist daher davon auszugehen, dass dieser Landstrich bereits in prähistorischer Zeit aufgrund seiner Fruchtbarkeit lange Siedlungsphasen ermöglichte. Es wurden insgesamt 27 Urnengräber en bloc geborgen und zur weiteren Bearbeitung an die HTW geliefert.

Die Nadel, die in vier Fragmenten vorlag, stammt aus dem Befund 73 und ist typologisch als Vasenkopfnadel zu bezeichnen. Sie dienten vornehmlich als Gewandnadeln, haben eine weite Verbreitung im europäischen Raum und sind generell der Lausitzer Kultur zuzuordnen. Es gibt sie in verschiedenen Kopfvarianten, Größen und Verzierungsarten. Vasenkopfnadeln waren eine beliebte Grabbeigabe der späten Bronzezeit, so dass auch diese Nadel im Zuge der Freilegung des Befunds 73 aus der Urne geborgen werden konnte. Durch die Röntgenuntersuchung der Urne, durch den Laboringenieur und Restaurator Stephan Puille durchgeführt (Abb. 2), konnten die Nadelfragmente bereits vor Freilegung ungefähr lokalisiert und kontrolliert aus drei verschiedenen Plana im unteren Bereich der Urne geborgen werden.

Zu Beginn der konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen stand die umfassende naturwissenschaftliche Untersuchung der Fragmente: Sie wurden abermals geröntgt und mikroskopisch dokumentiert. Mithilfe der Röntgenfluoreszensanalyse konnten die verschiedenen Legierungselemente ermittelt werden. Für den Erhalt des Objekts ist eine Reduzierung bzw. das Kontrollieren der aktiven Korrosionsvorgänge unablässig. Die Informationserschließung wird durch den Abtrag der aufliegenden Sedimente und Korrosionsschichten erleichtert. Der Abtrag des groben, locker aufsitzenden Sediments erfolgte mithilfe einer Stachelschweinborste, einem Bambusstäbchen und einem weichen Haarpinsel. Das fester anhaftende Sediment sowie die Korrosionsschichten ließen sich am besten mit dem Dreikant und einem gebogenen, spitzen Dentalbesteck entfernen. Die feinen Vertiefungen wurden mit einer Edelstahlnadel freigelegt. Um die mechanische Freilegung der vier Fragmente sicher ausführen zu können, war teilweise eine vorherige Festigung notwendig. Die Risssysteme wurden dafür mithilfe des langzeitstabilen Copolymers Ethylmethacrylat<s>s </s>®Paraloid B72 behandelt. Gelöst in dem vergleichbar langsam verdunstenden Lösungsmittel Ethylacetat, wurde es niedrig viskos mithilfe einer Injektionsnadel präzise in die Risse eingebracht. Zur Aufbewahrung des Objekts wurde eine nahezu luftdichte Box aus Polypropylen gewählt. Für die Einstellung der Luftfeuchtigkeit innerhalb der Box wurde Silikagel beigegeben. Um die Nadelfragmente vor Erschütterungen und Abrieb zu schützen, wurden sie auf eine Polyethylenschaumplatte, die mit dimensionsgerechten Aussparungen und Seidenpapier versehen wurde, gebettet. Die durchsichtige Box wurde von außen sichtbar mit den wichtigsten Objektdaten versehen, damit eine genaue Ansprache auch ohne Öffnen der Verpackung möglich ist. Sollte ein späteres Handling dennoch nötig sein, ist die Herausnahme der oberen Schaumstoffplatte mit den vier Fragmenten leicht durch eine Hebevorrichtung aus einem ®Tyvekstreifen möglich. Zusätzlich wurde jedes einzelne Fragment mit einem kleinen ®Tyvek-Streifen locker umwickelt und mit Präpariernadeln an der Polyethylenplatte gesichert. Dies dient der zusätzlichen Sicherung und der leichteren Herausnahme der einzelnen Fragmente.

Nach Abschluss der Maßnahmen wurde die PE-Box der Kiste, in der die übrigen zum Befund 73 gehörenden Objekte bereits verpackt und gelagert sind, beigegeben. Der Befund 73 wird so im Verbund wieder zurück an das Landesdenkmalamt Sachsen-Anhalt verschickt.